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Reden ist Gold - Schweigen ist Silber

Schwierigkeiten erkennen
Ich liebe meine Frau, aber mich nervt ihr 14-jähriger Sohn, den sie mit in die Ehe gebracht hat. Er respektiert uns nicht und macht, was er will. Wir streiten deshalb oft. Warum nimmt ihn meine Frau trotzdem immer in Schutz?

Ärger mit Stiefsohn

In erster Linie möchte ich Ihr Problem in die Kategorie „Pubertät“ einordnen. Der Sohn Ihrer Frau befindet sich in einer der schwierigsten Phasen der menschlichen Entwicklung. Durch die bildgebenden Verfahren entdeckt und wissenschaftlich erwiesen, werden in der Pubertät 40% der neuronalen Verbindungen „gekappt“ und das Gehirn des Pubertierenden wird neu auf „Erwachsenengehirn verkabelt“. Um die Situation des Sohnes Ihrer Frau zu verstehen, stellen Sie sich bitte vor, weniger als die Hälfte Ihres Gehirns arbeitet nicht mehr wie immer. Weiterhin erschwerend kommt hinzu, dass Sie nicht sein leiblicher Vater sind. Dass Ihre Frau ihren Sohn in Schutz nimmt, liegt daran, dass sie seit der Schwangerschaft eine sehr enge persönliche emotionale Verbindung zu ihm aufgebaut hat, die ein Leben lang anhält. Außerdem plagt sie sich bewusst oder unbewusst mit Schuldgefühlen, den Vater des Kindes verlassen und somit in der vorherigen Partnerschaft versagt zu haben. Während in der vorherigen Familie die Beziehung der Eltern der Geburt des Sohnes voraus ging, nehmen Sie die Rolle des hinzugekommenen Dritten ein. Das ruft Schwierigkeiten hervor, die Sie erkennen müssen, um damit umgehen zu können. Sie werden niemals die gleiche Beziehung zu dem Sohn Ihrer Partnerin erlangen, wie beispielsweise zu einem eigenen Kind. Häufig wehren sich die Kinder, dem neu hinzugekommenen Partner Erziehungsautorität zuzugestehen. Es wäre gut, sich von Anfang an offen auszusprechen. Nur in dem Maße, in dem alle Familienangehörigen die Situation als solche akzeptieren und eigene Erwartungen formulieren, kann es gelingen. Für Erwachsene bedeutet eine neue Partnerschaft das Ende der Einsamkeit. Für Kinder ist es der Beginn einer weiteren schwierigen Etappe.

Ihre Heidemarie Voigt


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